Neue Musikzeitung
Dezember 2015

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Jubiläumskonzert für das Duo pianoworte in "Musik unserer Zeit"

Oldenburger KomponistInnen kommen erneut zu Wort und Gehör

Oldenburg. Lang ist der Beifall für das Duo pianoworte nach seinem Jubiläumskonzert in der Aula des Alten Gymnasiums Oldenburg.
DTKV-Niedersachsen und das Komponisten-Colloquium der Universität Oldenburg hatten die-ses Konzert mit dem Motto "Musik unserer Zeit" ermöglicht. Komponist Christoph Keller be-merkt, dass nur Oldenburger KomponistInnen zu Wort und Gehör kommen, und verweist einlei-tend auf Morgensterns Vorwort zu seinen Galgenliedern: "In jedem Menschen ist ein Kind ver-borgen,[...] Das will auch in der Kunst mit-spielen, mit-schaffen dürfen und nicht so sehr bloß bewundernder Zuschauer sein. Denn dieses 'Kind im Menschen' ist der unsterbliche Schöpfer in ihm [...]."
Prompt bestätigt dies ein anwesendes Kind, das gleich das erste Galgenlied syllabisch kommen-tiert, und Publikum wie Sprecher erheitert. Keller nimmt in seinen Bearbeitungen der Galgenlie-der nach herb-dissonanter Introduktion das Spiel mit der ironischen Doppelbödigkeit der Texte Morgensterns auf, überträgt sie in seine Musik und fügt ihnen eine plastische Dimension hinzu, etwa in den perlenden Arpeggi der "Wasser"-Tropfen. Thiele weiß seine prägnante Stimme dra-matisch dynamisch zu variieren, im Dialog mit dem Klavier manchmal auf Kosten der Verständ-lichkeit, aber wie im späteren "Lalula" auch melodiös einzusetzen, als seien die Rollen vertauscht: Das beredte Klavier Bernd-Christian Schulzes spricht, Helmut Thiele macht die Musik.
Bezwingenden Charakter hat die Uraufführung der "Sechs Zen-Geschichten" von Ronald Poel-man. "Zen ist Handeln, keine Philosophie", erläutert Poelman, dementsprechend sind seine Kom-positionen als Reduktion der kompositorischen Elemente auf das Essentielle zu verstehen. Die Ungeduld des Schülers ist das ungeduldige Klavier, der mordende General wird motorisch harter Rhythmus, der Kaiser-Ball mit Walzertakt und einer Parodie des "Entertainers" ist Karikatur der Opulenz, während dagegen die Zen-Meister in schlichter musikalischer Gestalt erscheinen und damit den Weg zu sich selbst gehen. Sehr überzeugende Miniaturen!
Kellers Uraufführung "Enigma" ist köstliches Spiel mit Sprache, eine Herausforderung für Hel-mut Thiele, der nach zungenbrecherischer Sprechartistik das mit dem Laptop aufgezeichnete "Rätsel" mit rückwärts abspielender Technik als Gratulation zum 20-jährigen Jubiläum des Duos entschlüsselt.
Violeta Dinescu bettet ihre erstmalig aufgeführten "Drei Tiny Tales" in eine sinnlich-melodische Aura. Klangvoll und spielerisch elegant umrahmt sie die pointierten 140-Zeichen-Dramen des mit dem Föhn spielenden Kindes, des arglosen Schwimmers, der die nahenden Haie übersieht, oder des zu Asche gewordenen Streichholzes nach höllischem "Inferno", die das Duo pianoworte mit virtuosem Witz erzählt.
Die in Memoriam Thomas Schmidt-Kowalskis vorgetragene "Glocke" nach Schiller wirkt gegen-über diesen kontrastierenden Kompositionen wie aus der Zeit gefallen. Der bekennende Neo-Romantiker sowie Schillers "Glocke" wollen nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen.
◾ Rainer Ehmanns (ehm)

Die Akteure stehen auf dem "Standbild" (von links in dieser Reihenfolge:) Bernd-Christian Schulze (Pianist), Christoph Keller (Komponist), Ronald Poelman (Komponist), Helmut Thiele (Sprecher). | Foto: Horst Hollmann (hoho)



Seminar zum Thema Musik ohne Barriere

Inklusion im Musikunterricht verwirklichen

Hannover. In Kooperation zwischen der Musikhochschule Hannover und dem DTKV (Bezirk Hannover-Celle) fand Ende Oktober ein Seminar mit Martin Rembeck zum Thema "Musikunterricht ohne Barriere für blinde und sehende Menschen" statt.
In seiner Einführung sprach der Referent zunächst über die Entwicklung der Blindenpädagogik seit dem frühen 19. Jahrhundert. Integration und nun auch die Inklusion nahm er zum Anlass, über die Notwendigkeit neuer Unterrichtsmaterialien zu sprechen, da unter den aktuell gegebenen Umständen eine fachlich optimalen Beschulung auch für blinde Menschen nicht mehr ohne weiteres gegeben ist.
Praktisch standen am Beginn Übungen zur verbalen und nonverbalen Kommunikation. Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen sowie Aspekte des formanalytischen Lernens wurden schließlich konkret an Musikbeispielen aus der Klavierschule "Klavier lernen Punkt für Punkt" besprochen und am Instrument umgesetzt. Martin Rembeck, Autor der Klavierschule, stellte Schritt für Schritt das System der Blindennotenschrift vor. Diese zunächst befremdlich wirkende Notationsweise zeigte im Verlauf des Kurses ihre klaren Potentiale (Darstellbarkeit, Verfügbarkeit von vorhandener Literatur etc.).
Einige der 14 Teilnehmer teilten ihre unmittelbaren Erfahrungen im Unterricht mit blinden Schülern mit; andere, vorwiegend Studierende der Hochschule, brachten sich mit ihrer fachlichen Neugier ein. Allgemeine methodische Aspekte und blindenspezifische Probleme griffen schnell ineinander. Die Veranstaltung darf als gelungener Beitrag zu praktisch angewandter Inklusion angesehen werden.
◾ rm

Teilnehmer beim Seminar | Foto: Cordula Sodt



Dreißigjähriger Teil der DTKV-Geschichte im Emsland

Osnabrück/Wallenhorst. Im Osnabrücker Land, etwa 10 km vom Osnabrücker Stadtzentrum entfernt, liegt die Gemeinde Wallenhorst. Dort und in unmittelbar angrenzenden Orten von Nordrhein-Westfalen ist unsere Kollegin Beate Niehaus als Klavier-, Blockflöten- und Flötenlehrerin tätig. Die Hälfte ihres Lebens ist sie im Vorstand eingebunden und führt seid sage und schreibe 30 Jahren (und immer noch handschriftlich) als Schatzmeisterin des Bezirksverbandes Osnabrück/Emsland die Kassenbücher.
Aus einer Kaufmannsfamilie stammend, wurde sie von ihrer Großtante, damals ebenfalls Klavierlehrerin, in diese Tätigkeit eingearbeitet. So ist es für sie schon fast selbstverständlich, dies zu tun.
Als nun dreifache Oma denkt sie nicht an das Aufhören, auch wenn sie sich für ihre Enkel schon Zeit nehmen will. "Ich arbeite sehr gern mit Kindern und der Kontakt zu deren Eltern ist mir auch sehr wichtig," erzählte sie mir.
Nach 25jähriger Tätigkeit an einer Musikschule ging Niehaus 2006 in die Selbständigkeit. Gern nahme sie an Fortbildungen teil, ihre Schüler beteiligten sich zahlreich an öffentlichen Veranstaltungen.
Einen herzlichen Dank überbrachten mit einem Blumenstrauß Julia Habiger- Prause (links) und Sigrid Heidemann (rechts) an ihre Schatzmeisterin Beate Niehaus. ? Gunter Sokolowsky (gs)
◾ Gunter Sokolowsky

Foto: Julia Habiger-Prause


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