Neue Musikzeitung
Ausgabe April 2020

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Das Melodram alltäglich und künstlerisch

Das Duo „pianoworte“ feiert mit Fontane-Texten und viel Musik eine alte Kunstform – Uraufführung von Christoph Keller

Oldenburg. Wer würde ohne Theodor Fontanes birnensüßes Gedicht vom Herrn Ribbeck auf Ribbeck schon den Ort Ribbeck im Havelland kennen? Laut Umfragen ist es das beliebteste Gedicht der Deutschen und der Birnbaum der bekannteste seiner Sorte. Gebhard Gemke wird zwar mit seiner melodramatischen Komposition zum kinderfreundlichen Treiben des Gutsherrn nie die Bekanntheit des Dichterwerkes erreichen. Aber der Hannoveraner findet mit seiner humorigen, pfiffigen und animierenden musikalischen Kommentierung garantiert gut gelaunte und nachdenkliche Hörer.
Bernd-Christian Schulze (Klavier) und Helmut Thiele (Rezitation) sind in der Oldenburger Exerzierhalle, einer Spielstätte des Staatstheaters, nicht nur auf Havelland-Tour. Dieses Duo „pianoworte“ bildet die klassische Besetzung für die Kunstform Melodram. Schulze/Thiele sind wohl deren vornehmsten Vertreter.
Von einer überkommenen Gattung kann nicht die Rede sein. „Melodramen erleben wir täglich“, sagt Thiele lächelnd, und verweist, ehe die Hörer andere Zusammenhänge bilden können, fix auf die Fernseh-Soap, den Seelen-Film und überhaupt auf die Gefühlsmusiken, „hochgekocht ebenso in Babelsberg wie in Hollywood.“
Vier Oldenburger Komponisten neben Gemke haben Heimspiel: Thomas Schmidt-Kowalski, Christoph Keller, Ronald Poelman und Violeta Dinescu. „Selbst in Wien haben wir nur drei Haus-Komponisten“, streut Thiele ein. Schmidt-Kowalski ist inzwischen verstorben. Er hatte unbeirrt stets in Sachen Brahms komponiert. Seine „Schillernden Rätsel“ zeigen ihn, wie man ihn kannte.
„Lebensbilder“ nennt Christoph Keller seine intensive Auseinandersetzung mit dem 200jährigen Fontane. In dieser Uraufführung lässt er den Dichter dessen Leben augenzwinkernd in Gedichten begutachten. Die Musik eilt mal den Gedanken voraus, mal kommentiert sie, mal hängt sie ihnen nach. Fragt der Komponist nach dem Warum mancher Dichter-Gedanken, dann blitzt Wagners „Tristan“-Akkord auf, immer wieder fantasievoll variiert. Zieht der Dichter das Fazit: „Summa summarum, es dreht sich doch alles um lirum larum“, dann dreht auch die Musik leichtfüßig ab.
Poelman und Dinescu komprimieren das Melodram. Zu den verqueren Weisheiten von „Zen-Geschichten“ hat Poelman 2007 eine gescheit feine und farbenreiche Musik mit frappierenden Wendungen entworfen. Dinescu erzählt wort- und musikgewandt „Tiny Tales“ nach dem SMS-Format von nicht mehr als 140 Zeichen. Die Pointe saust so unvermittelt herein, dass das Lachen etwas Nachspielzeit braucht. Humor im Nachklapp – köstlich.
Fontane hat den Obstbaum nicht nur in jenem Gedicht veredelt. In seiner Novelle „Unterm Birnbaum“ reifen oben die Birnen. Doch unten im Erdreich modert eine Leiche. Ein Verbrechen wartet auf Aufklärung. Also, wenn das kein Stoff für ein Melodram ist! Gemke, Dinescu, Poelman, Keller übernehmen Sie.
◾ Horst Hollmann



„Heiser – nein, danke!““

Stimm-Workshop zum alltäglichen Problem der Heiserkeit

Göttingen. Zu diesem Thema hatte der Göttinger DTKV-Bezirksverband im November zu einem dreistündigen Workshop in das Kulturzentrum Godehardstraße geladen.
Immerhin sechs Kolleginnen und ein Kollege waren dem Ruf gefolgt und nahmen an dem sehr interessanten und abwechslungsreichen Kurs rund um die Stimme teil, der von der ausgebildeten Logopädin und erfahrenen Sängerin Mariam Lazizi geleitet wurde.
Heiserkeit ist, wie von den Teilnehmenden berichtet wurde, in unseren Kreisen leider nicht nur in der kalten Jahreszeit, sondern oft alltäglich ein Problem, da viele von uns im Unterricht viel sprechen und singen, oft in einer zu hohen Stimmlage (z. B. bei der Arbeit mit Kindergartenkindern) oder in übertriebener Lautstärke, wegen des allgemeinen Lärmpegels. Nach einer kurzen Diskussion über die Problematik und einer allgemeinen Einführung über den Aufbau und die Funktion der Stimme, gab Frau Lazizi viele Anregungen zur Pflege und Schonung der Stimme und ging dann schnell in die Praxis über. Sie zeigte uns viele Übungen, die wir meist in Zweiergruppen ausprobierten. Eine führende Rolle kam dabei einem Korken zu, den jede/r von uns zwischen die Zähne bekam, um damit Sprechübungen zu absolvieren, was auch zu viel Heiterkeit führte. Es zeigt sich nämlich, dass ein weit geöffneter Mund (bei entspanntem Unterkiefer) sofort zu entspannter Stimme und größerem Klangvolumen führt. Es gab Singübungen mit verschiedenen Intervallen und Vokalen, auch wurden bewusst der Umgang mit Brust- bzw. Kopfstimme und ein geschmeidiger Registerausgleich geübt. Am Ende des Vormittags wurden Einsing- und Aufwärmübungen für den Alltagsgebrauch erprobt und für jede/n von uns die individuelle Stimmlage überprüft. Was wir nicht so gerne hören wollten: Unsere Stimme ist für unseren Beruf genauso wichtig wie unser Instrument. Frau Lazizi empfiehlt daher, uns vor dem Unterricht aufzuwärmen und einzusingen, am besten 45 Minuten täglich!
Auch wenn es vielleicht nicht gelingen wird, diesen Rat optimal in die Tat umzusetzen, so war dieser Kurs auf jeden Fall sehr erfrischend und hat viele neue und spannende Erkenntnisse gebracht.
◾ Elisabeth Roeseler



Das Melodram alltäglich und künstlerisch

Das Duo „pianoworte“ feiert mit Fontane-Texten und viel Musik eine alte Kunstform – Uraufführung von Christoph Keller

Oldenburg. Wer würde ohne Theodor Fontanes birnensüßes Gedicht vom Herrn Ribbeck auf Ribbeck schon den Ort Ribbeck im Havelland kennen? Laut Umfragen ist es das beliebteste Gedicht der Deutschen und der Birnbaum der bekannteste seiner Sorte. Gebhard Gemke wird zwar mit seiner melodramatischen Komposition zum kinderfreundlichen Treiben des Gutsherrn nie die Bekanntheit des Dichterwerkes erreichen. Aber der Hannoveraner findet mit seiner humorigen, pfiffigen und animierenden musikalischen Kommentierung garantiert gut gelaunte und nachdenkliche Hörer.
Bernd-Christian Schulze (Klavier) und Helmut Thiele (Rezitation) sind in der Oldenburger Exerzierhalle, einer Spielstätte des Staatstheaters, nicht nur auf Havelland-Tour. Dieses Duo „pianoworte“ bildet die klassische Besetzung für die Kunstform Melodram. Schulze/Thiele sind wohl deren vornehmsten Vertreter.
Von einer überkommenen Gattung kann nicht die Rede sein. „Melodramen erleben wir täglich“, sagt Thiele lächelnd, und verweist, ehe die Hörer andere Zusammenhänge bilden können, fix auf die Fernseh-Soap, den Seelen-Film und überhaupt auf die Gefühlsmusiken, „hochgekocht ebenso in Babelsberg wie in Hollywood.“
Vier Oldenburger Komponisten neben Gemke haben Heimspiel: Thomas Schmidt-Kowalski, Christoph Keller, Ronald Poelman und Violeta Dinescu. „Selbst in Wien haben wir nur drei Haus-Komponisten“, streut Thiele ein. Schmidt-Kowalski ist inzwischen verstorben. Er hatte unbeirrt stets in Sachen Brahms komponiert. Seine „Schillernden Rätsel“ zeigen ihn, wie man ihn kannte.
„Lebensbilder“ nennt Christoph Keller seine intensive Auseinandersetzung mit dem 200jährigen Fontane. In dieser Uraufführung lässt er den Dichter dessen Leben augenzwinkernd in Gedichten begutachten. Die Musik eilt mal den Gedanken voraus, mal kommentiert sie, mal hängt sie ihnen nach. Fragt der Komponist nach dem Warum mancher Dichter-Gedanken, dann blitzt Wagners „Tristan“-Akkord auf, immer wieder fantasievoll variiert. Zieht der Dichter das Fazit: „Summa summarum, es dreht sich doch alles um lirum larum“, dann dreht auch die Musik leichtfüßig ab.
Poelman und Dinescu komprimieren das Melodram. Zu den verqueren Weisheiten von „Zen-Geschichten“ hat Poelman 2007 eine gescheit feine und farbenreiche Musik mit frappierenden Wendungen entworfen. Dinescu erzählt wort- und musikgewandt „Tiny Tales“ nach dem SMS-Format von nicht mehr als 140 Zeichen. Die Pointe saust so unvermittelt herein, dass das Lachen etwas Nachspielzeit braucht. Humor im Nachklapp – köstlich.
Fontane hat den Obstbaum nicht nur in jenem Gedicht veredelt. In seiner Novelle „Unterm Birnbaum“ reifen oben die Birnen. Doch unten im Erdreich modert eine Leiche. Ein Verbrechen wartet auf Aufklärung. Also, wenn das kein Stoff für ein Melodram ist! Gemke, Dinescu, Poelman, Keller übernehmen Sie.
◾ Horst Hollmann






Ein Schnupperkurs für Anfänger - Viola da gamba

Haben Sie schon länger den Wunsch ein Musikinstrument zu spielen? Die Viola da gamba hat schon viele Erwachsene zum eigenen Musizieren gebracht. Genießen Sie die Freude an der Musik und erfahren Sie die Forderungen und Erfolgserlebnisse des Übens.
In diesem Kurs, der in der Neutorstr. 9, 37115 Duderstadt, stattfindt, stehen für die Teilnehmer verschiedener eihinstrumente Größen zur Verfügung.
In der Gruppe werden die ersten Versuche gemacht und bereits das Gefühl des gemeinsamen Musizierens erlebt In Einzelstunden kann auf jeden Teilnehmer individuell eingegangen werden.
Für Unterkunft/Verpflegung (EZ, Dusche/WC) entstehen Kosten in Höhe von 223 Euro, die Kursgebühr beträgt 240 Euro.
Anja Engelberg gründete 2012 an der Hochschule für Künste Bremen mit Premek Hájekdas „Duo im RE“. Sie waren 2015 Preisträger des V. Concorso internazionale di musica antica „Maurizio Pratola“. Infos unter www.duoinre.de.
Eine Anmeldung ist bis 15.05.2020 bei anja.engelberg@googlemail.com möglich. Die Teilnehmerzahl ist berenzt.
◾ Gunter Sokolowsky (gs)


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