Neue Musikzeitung
Ausgabe April 2016

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Internationales Konzert für die regionale Flüchtlingshilfe

Bunt und international:
das Publikum wie die jugendlichen und erwachsenen Künstler

Cadenberge. Wie zur Zeit überall im Land sind auch im Landkreis Cuxhaven Flüchtlinge angekommen, um Schutz zu suchen. Dies hat die DTKV-Bezirksgruppe Cuxhaven/Stade veranlasst, ein internationales Konzert für die regionale Flüchtlingshilfe zu organisieren.
Gudula Senftleben konnte Mitte Januar 2016 ca. 200 Besucher im voll besetzten Ratssaal Cadenberge begrüßen. Das Bild des Publikums war ebenso bunt und international wie das der jugendlichen und erwachsenen Künstler.
Eröffnet wurde das Konzert durch ein junges Klaviertrio mit Kjell Stiller (Vl), Berit Wagner (Vc) und Lena Isabell von Ahnen (Klavier). Das Trio bestach bei seinen drei Stücken von Klengel, Rössler und Bridge durch sicheres, musikalisches und schwungvolles Zusammenspiel.
Bei den folgenden Klavierstücken spielte Marina Ibs von Seth „Eine Träne“ von Mussorgsky ganz zauberhaft und innig. „Zeit kocht Regen“ ist der Titel der chin. Filmmusik von Longhzhi Wubu und handelt von einer starken Freundschaft. Yimeng Lü machte das glaubhaft mit ihrem kräftigen, runden Anschlag. Die junge Sopranistin Hannah Ducksch sang die Arie „Danza, danza fanciulla“ von Durante mit ganz klarer und reiner Stimme.
Dass auch syrische Flüchtlinge zu den Protagonisten gehörten, machte dieses Konzert so besonders. Die Brüder Kais und Jawad Shalghin (Violine und Gitarre) stellten ein syrisches Volkslied vor: atmosphärisch dicht und mit den typisch orientalischen Klangfarben.
Mit diesem Lokalkolorit ging es auch in den Stücken „Sarajewo divno mjesto“ und „Moj dilbere!“ weiter. Kais Shalghin, Heinrich Knoke, Ursula Fiedler (Violinen), Jawad Shalghin (Gitarre) und Gudula Senftleben (Klavier) spielten diese traditionelle bosnische Musik mitreißend und schwungvoll.
Nach Erich Kästners Ballade „Die Flüchtlingsfrau“, vorgetragen von Markus Wagner (Gitarre und Gesang) beschloss das „Fuchsberg-Ensemble“ mit flotten Arrangements für mehrere Blockflöten die erste Hälfte des Konzertes.
Nach der Pause stellten Burkhard Schlagowski am Violoncello und die junge Pianistin Laura Schlappa (Bundespreisträgerin bei „Jugend Musiziert“) die Sonate a-moll von G. P. Telemann vor. Danach wechselte Schlagowski ans Klavier und begleitete souverän Gerda Steffens, die die Arie „Where ever you walk“ von Händel und die „Widmung“ von R. Schumann mit kräftiger und ausdrucksstarker Stimme gestaltete. Die Nachwuchssängerin Annelina Ducksch interpretierte die Arie „Domine Deus“ von Vivaldi sehr schön mit schlankem, flexiblem Sopran, getragen von Violine (U. Fiedler) und Klavier (G. Senftleben).
Kais Shalghin hatte durch seine Flucht vier Monate auf seine Geige verzichten müssen. Umso erstaunlicher war es, wie wunderbar er sein Instrument nach wenigen Wochen wieder zum Klingen brachte. Er und sein Bruder Jawad (Gitarre) spielten ein eigenes Arrangement von Piazzollas „Libertango“ akzentuiert und perfekt aufeinander abgestimmt. Ein Höhepunkt war Kais' Interpretation des 1. Satzes aus Mozarts Violinkonzert G-Dur, mit der er sich gerade die Mitgliedschaft im Landesjugendorchester (NJO) erspielt hatte. Er überzeugte das Publikum (begleitet am Klavier von G. Senftleben) auswendig spielend und ganz auf die Musik konzentriert. Gute Intonation, klare, schön phrasierte Linien und eine ausdrucksstarke Kadenz prägten diesen Hörgenuss.
Zum Abschluss bezauberten die Organisatorin dieses Konzertes Gudula Senftleben und ihre Kollegin, die Norwegerin Marit Wangensteen das Publikum mit Klaviermusik zu 4 Händen von Dvorák, den Legenden op.59, Nr. 10 und Nr.6.
Großer Beifall des dankbaren Publikums und Spenden in Höhe von 1.262,60 Euro waren das Ergebnis dieses Konzertes!
◾ Marianne Nitsche (mni)

Kais Shalghin und Heinrich Knoke spielten mit weiteren Künstlern traditionelle bosnische Musik. Foto: Hans-Jochen Müllensiefen




Schlummernde Klaviere zum Leben erwecken

Konzerte mit Fortsetzungspotential am Tag der Hausmusik

Braunschweig. Am Tag der Hausmusik im November 20145, der seit 2014 im Rahmen der Kampagne „Heimvorteil“ von der Initiative „Musikland Niedersachsen“ neu belebt wurde, fanden in diesem Jahr in Braunschweig gleich vier Hauskonzerte statt. Sie alle standen unter dem Motto „Die Erweckung eines schlummernden Klaviers“ und wurden vom der DTKV-Bezirlsgruppe Braunschweig und dem Verein Kinderklassik.com ermöglicht.
Dem kurzen Aufruf in der regionalen Presse „Potentielle Gastgeber für Hauskonzerte gesucht“ folgten in Kürze über 60 Anrufe aus der ganzen Region. Jeder Anrufer hatte ein schlummerndes Klavier oder einen schlummernden Flügel – ein Instrument also, das lange nicht mehr gespielt wurde -, welche zum Leben erweckt werden wollten. Der Grund des Verstummens der Instrumente ist oft eine mal spannende, mal rührende Geschichte. Nach der ersten telefonischen Kontaktaufnahme folgte das Besichtigen des Instrumentes und des Wohnzimmers, dem ein Gespräch mit den Gastgebern über die Umsetzung des Projektes folgte. Ein Hauskonzert braucht viel Platz, viele Stühle und Publikum. Somit musste die Frage der Einladungen geklärt werden. Eine aufregende Angelegenheit für die neuen Gastgeber. Für die Veranstalter folgte die Qual der Wahl unter den Instrumenten und Veranstaltungsorten. Den Zuschlag für das Jahr 2015 bekamen vier Wohnzimmer, die sich gerecht aufgeteilt auf die Stadt Braunschweig und die Umgebung verteilten. Es fanden sich also auf Anhieb viele neue Spielorte für junge Musikerinnen und Musiker.
Diese jungen Künstler, Schüler der DTKV-Dozenten und Mitglieder des Vereins Kinderklassik.com, waren von der Idee der Wohnzimmerkonzerte sehr angetan. Es gab viele Spieler mit erlesenem Programm aus Klassik, Jazz und Neuer Musik. Dabei stand – ganz im Sinne des Hausmusikgedankens - nicht nur das Klavier im Mittelpunkt steht, sondern es trat in Dialog mit anderen Instrumenten: Geige Solo und im Duett mit der Querflöte, Cello mit Klavierbegleitung, Querflöten im Duett, Saxophon. Eine Gastgeberin hatte Gedichte vorlesen lassen, da reichten sich die Künste, Literatur und Musik, die Hände. Im welchen Rahmen das Konzert stattfand, welchen persönlichen Zweck es erfüllen sollte, war jedem Gastgeber frei gestellt. Das Publikum war sichtlich erfreut über die Leistung der jungen Künstler, und in Gesprächen nach dem Konzert, bei Häppchen & Co, hörte man oft, wie beneidenswert die Tatsache ist, dass man ein Instrument spielen kann und dies auch vor Publikum. An diesem Tag wurden nicht nur einige schlummernde Instrumente wach, sondern auch viele Erinnerungen, die guten und die schlechten, an die eigene Begegnung mit dem Instrument geweckt. Ein Gespräch der Generationen und zugleich eine lobende und zur Fortsetzung ermutigende Erfahrung auf beiden Seiten.
◾ Claudia Bigos (bica)





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